Gero der Markgraf verlinkt ein Stückchen norddeutscher Rockgeschichte, einen grandiosen Auftritt von Captain Beefheart im Beat Club aus dem Jahre 1972. Das erinnert mich daran, was dort, im Archiv von Radio Bremen, noch für Schätze lagern: Extra für Gero, zum Beispiel, der Auftritt der Mothers of Invention vom Oktober 1968, bei dem die Band sich überwiegend an einem üppigen, im Studio aufgebauten Buffet vergnügte und nur ab und zu auf ihren Instrumenten klimperte. “Happening” nannte man sowas damals.
Eine andere Art von Happening veranstaltete 1970 die Tony Williams Lifetime, eine der ersten Jazzrockbands überhaupt, zu der neben dem noch nicht 20jährigen Drummertalent Williams auch Jack Bruce und John McLaughlin gehörten. Die benahmen sich im Studio so schlecht, dass eine genervte Uschi Nerke vor dem Hintergrund ein paar zersplitterter Soundfragmente dem Publikum mitteilen musste, dass ein Auftritt dieser Band leider nicht zustandegekommen sei. (“10/ /70 – ‘Beat Club’ Bremen, Germany (TV broadcast – cancelled)”, heißt es dazu lapidar in der Tourliste auf Jack Bruce’ Website)
Zu jener Zeit gab es einen Plattenserie der HÖR ZU (ja, das ist die Fernseh- und Radiozeitschrift, die heute fast nur noch Senioren lesen), mit dem Titel “Black Label”. Dort erschien ein wildes Sammelsurium dessen, was man im Hause Axel Springer für musikalische Avantgarde hielt: Die Steve Miller Band, Vanilla Fudge, aber auch Kompositionen von György Ligeti und Iannis Xenakis, sowie – wenn ich mich recht entsinne – das wunderbare zweite Album von Soft Machine, das mich damals ins Herz getroffen hat und für den Rest meines Lebens imprägniert gegen jeden Konfektionspop.
Über Kazaa bin ich kürzlich auf einen weiteren legendären Beat Club-Auftritt gestoßen: Die hier schon erwähnten King Crimson, in der Besetzung von 1972 mit dem Freejazz-Schlagzeuger Jamie Muir, der in Fellweste und mit Trillerpfeife die musikalischen Strukturen der Band durcheinanderbrachte.