Auch heute schien die Sonne wieder, da sie keine andere Wahl hat, auf nichts Neues.
Autsch!
Jetzt macht sich in der FAZS ein gewisser Harald Staun über mich lustig:
- “Dieses Jahr leider versäumt, aber fürs nächste Jahr schon als Pflichttermin eingetragen: die Frankfurter Journalistentage. Natürlich nur, wenn dort immer so bahnbrechnende Analysen vorgetragen werden wie die von Professor Lorenz Lorenz-Meyer von der Fachhochschule Darmstadt. Zum Beispiel diese: Nicht alle Weblogs stecken voller Trivialitäten. Tatsächlich. “Für fast jedes Thema von Politik bis Wissenschaft”, so Lorenz-Meyer, “gibt es qualifizierte Blogger, die es sich lohnt zu lesen.”
Undsoweiterundsofort haut er mir die in der Tat dämlichen, weil aus dem Zusammenhang gerissenen Zitate um die Ohren, mit denen ich in der schon erwähnten großartigen dpa-Meldung zitiert werde.
Lieber Herr Staun, hat man Ihnen auf der Journalistenschule nicht beigebracht, ein bisschen gesunde Skepsis gegenüber Agenturmeldungen zu bewahren? Nein? Macht nix. Kann ja noch werden, der Tag ist ja noch jung.
Citizens’ Outing
Steve Outing, wahrscheinlich DER bestinformierte Experte zum Thema Online-Journalismus in den USA, hat seine Stelle als leitender Redakteur beim Poynter Institute in Florida aufgegeben, um Enthusiast Group zu gründen, eine Art Beratungsunternehmen für Bürgerjournalismus.
Outings Kolumne “Stop the Presses” bei der Fachzeitschrift “Editor & Publisher” und das von ihm bislang geleitete Gruppenweblog “E-Media Tidbits” (Amy Gahran hat dort jetzt den Laden übernommen) sind mir seit Jahren verlässliche Quelle von Insiderwissen und -meinungen zum Online Publishing.
Bevor Outing Ende Februar seinen Schreibtisch bei Poynter räumte, hat er sich noch einmal hingesetzt und kurz und knapp aufgeschrieben, was er über Bürgermedien und ihre möglichen Finanzierungsmodelle weiß. Diesen Artikel haben seine Ex-Kollegen jetzt veröffentlicht.
90 Prozent Privates?
Die dpa scheint mir eine kreative Agentur zu sein. In der aktuellen Meldung zu den Frankfurter Journalistentagen zum Thema Weblogs werde ich folgendermaßen sinngemäß zitiert: “Zwar drehten sich etwa 90 Prozent dieser Internet-Journale tatsächlich um rein Privates, allerdings würden nicht wenige Blogs auch von ernst zu nehmenden Fachleuten betrieben. Darauf wies der Leiter des Studiengangs Online-Journalismus an der Fachhochschule Darmstadt, Prof. Lorenz Lorenz-Meyer, am Donnerstagabend bei den Frankfurter Journalistentagen hin.” Auch wenn der zweite Halbsatz natürlich stimmt und ich auf Expertenblogs hingewiesen habe, an die etwa-90-Prozent-These kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern.
Der Untertan
Als pflichtbewusster Blogger sollte ich jetzt wohl etwas über die Frankfurter Journalistentage schreiben. Immerhin hat mich die Veranstaltung zum ersten Mal in die heiligen Hallen der FAZ gebracht. Und zum ersten Mal mit Schockwellenreiter Jörg Kantel auf ein Podium. Und ich habe den netten neuen Geschäftsführer der Netzeitung, Philip Graf Dönhoff kennengelernt. Sonst gibt es allerdings nicht viel zu berichten. Thomas Wanhoff hat die Eröffnungsveranstaltung zum Thema Weblogs gut moderiert. Das Publikum brachte wenig Vorkenntnisse mit und mobilisierte trotz vorherrschender Anzugfarbe Dunkelblau nur ein mittleres Ausmaß der üblichen konservativen Vorbehalte. Als allerdings einer der Teilnehmer zum Besten gab, man könne doch froh sein, dass die Deutschen so wenig bloggen, es sei schließlich ein Zeichen zivilisatorischer Leistung, wenn sich nicht jeder anmaße, bei den großen Themen mitzureden, ist mir dann doch ein wenig der Kragen geplatzt.
(Thomas Wanhoff hat auch live geflickrt!)
Lass den Drachen steigen
Chinesepod.com ist ein webbasiertes Sprachlernprogramm für Mandarin Chinesisch, aus Shanghai. Täglich gibt es ein ca 15-minütiges Podcast mit einer neuen Lektion, mittlerweile in jeweils einer von vier verschiedenen Schwierigkeitsstufen. Zu den Lektionen bieten die drei Macher Ken Carroll, Jenny Zhu und Ariq S. Queen PDF-Transskripte, Übungsseiten und ein personalisierbares Vokabellernprogramm an. Es gibt ein Weblog und ein Wiki, und am Wochenende sogar Videos. Wer alle diese Zusatzfeatures in Anspruch nehmen will, muss zahlen, und der Premiumdienst wird sogar richtig teuer: ca 30 Dollar pro Monat. Aber das Angebot ist so charmant gemacht und gut durchdacht, dass ich zum ersten Mal versucht bin, für die Nutzung eines Internet-Angebots richtig Geld in die Hand zu nehmen. Ich finde, die Chinesepod-Crew hat verdient, mit ihrem Projekt reich zu werden.
Neues vom Economist

Kann man eigentlich noch ungestraft behaupten, dass ein Anhänger der Republikaner und der Bush-Regierung ein “enger Freund der Amerikaner” sei? Wobei ich nicht zu sagen vermag, wie weit Micklethwaits Sympathien wirklich gehen. Er ist sicher ein intimer Kenner der Neocons, aber ist er auch ihr Anhänger? Um das herauszufinden, müsste man sein Buch “The Right Nation” lesen. Werde es mal bestellen.
Recommendation time
Ich empfehle den Download folgender Elemente: Bruce Sterlings South-by-Southwest Keynote Speech zum Zustand der Welt im Jahre 2006; dazu die freien Kostproben der Rivers of Light DVD. (Es gibt sie unter dem zweiten Menüpunkt von rechts im Flash-Interface von Grasscollective.)
Anschließend nehme man sich eine Stunde Dunkelzeit, und kombiniere Sterlings suggestiven Redefluss mit den meditativ-psychedelischen Flugbildern vom nächtlichen Los Angeles.
Ein Trip, der keiner weiteren Drogen bedarf.
Boykott
Die Unterhaltungsindustrie mit ihrer Lobby rangiert jetzt in meiner persönlichen Sympathieskala noch hinter Rüstung und Pharma. Der Don hat schon recht: In Zukunft wird es auch ohne Produkte von Sony, BMG, Universal und EMI gehen.
Mainzer Vortrag
Bevor Clubvolt sich in den Urlaub nach Peking und Shanghai abgemeldet hat, hatten wir Gelegenheit, uns vor einigermaßen geneigter Zuhörerschaft mit dem Phänomen des Bürgerjournalismus auseinanderzusetzen.

“Wir sind die Medien! Bürger proben den Journalismus” lautete der Titel des Vortrags, eine fröhliche Anspielung nicht nur auf die Titel einschlägiger Texte aus den USA, sondern auch auf Leipziger Montagsdemonstrationen und einen bewährten Klassiker des Deutschunterrichts. Eine dem Anlass angemessene Konnotation, wie wir fanden.
(Und ja, China war wieder großartig.)
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