Belonging

Dies habe ich vor mehr als vier Jahren geschrieben, im Januar 2009:

Whenever I approach Berlin these days, I get into a very peculiar mood. When my plane descended during the last glow of evening sunlight some days ago and glided for ten minutes over the wide illuminated cityscape of the prussian metropolis, I again felt this immediate pang of longing, a certainty that this is the place where I finally want to live and work, where I want to mingle with politics and culture, and, maybe, leave a mark. Berlin with its relaxed intellect, its mixture of the rough and the refined, is a place where I can connect to my german identity without embarrassment, also taking a stance – a rare delight.

Im Januar 2013 bin ich mit meiner Familie angekommen. Viel hat sich in diesen vier Jahren getan, aber nur wenig davon hat sich hier niedergeschlagen. Gestern hat uns Sascha Lobo auf der re:publica ins Gewissen geredet, unsere Blogs wieder ernster zu nehmen. Wohlan denn.

Sina Weibo: Chinas re-inkarnierte digitale Öffentlichkeit

Ende Februar 2012 konnten chinesische Internetnutzer plötzlich für kurze Zeit die eigentlich gesperrte Biographie-Seite des ehemaligen Generalsekretärs der KP Chinas, Zhao Ziyang, in einem Wiki des Suchmaschinenanbieters Baidu aufrufen. Zhao gilt als Unterstützer der Studentenbewegung auf dem Platz des himmlischen Friedens, er verlor nach der blutigen Niederschlagung des Aufstands am 4. Juni 1989 alle seine Ämter, wurde festgesetzt und starb 2005 im Pekinger Hausarrest.

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Campus Westend

Der vorige Beitrag war vor allem dazu da, verschiedene mobile WordPress Clients auszuprobieren, vom Café Sturm und Drang aus, auf dem neuen Frankfurter Uni-Campus im nördlichen Westend, an dem ich sonst immer vorbeijogge und den ich mir jetzt endlich einmal in Ruhe angeschaut habe.

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Die Anlage wirkt schön, modern und urban. Wenn man von dort im Dunkeln in Richtung Innenstadt losläuft, die große Lichtskulptur von Jaume Plensa passiert, weiter am alten IG-Farben Hauptgebäude vorbeigeht und die glitzernde Hochhauswelt der Frankfurter City vor sich hat, könnte man wirklich für einen Moment glauben, sich in einer echten Großstadt zu befinden und nicht in einer vertikal aufgepeppten Kleinstadt voll hypertrophierter Bankangestellter.

Aber ich musste natürlich mein Blog auch mal wieder vom Staub und vom Schimmel befreien, und ich mag wirklich gern übers Kochen reden, vor allem über phantastisch einfache, schnell zubereitete kleine Wunderwerke wie die beiden unten aufgeführten.

Heute gibt es mal Huhn

Erste Option: Coq au Vin

Man bräunt ein paar kleinere Hähnchenteile in einem (noch offenen) Dampftopf in Olivenöl an, fügt etwas Speck, frische Champignonscheiben, gewürfelte Karotte und Zwiebel hinzu und löscht nach kurzer Zeit mit Pinot Noir oder ähnlichem Rotwein und wenig Wasser ab. (Nicht zu viel Flüssigkeit!) Nach Geschmack Knoblauch und ein Lorbeerblatt, Salz, schwarzen Pfeffer, Paprika und ein bisschen Zucker hinzufügen, Deckel drauf und ca 15 Minuten unter Druck garen. Mit frischer, feingehackter Petersilie servieren und dazu Brot reichen.

Zweite Option: Chinesische Rettichsuppe

Man kocht die Hähnchenteile zusammen mit in grobe Scheiben geschnittenem Rettich, ein oder zwei Stücken Sternanis und ein paar mehr feinen Scheiben frischem Ingwer. (Beide Gewürze fischt man am besten vor dem Servieren wieder heraus.) Nach Geschmack salzen und zuckern. Damit die Suppe einigermaßen klar bleibt, muss man am Anfang den beim Ankochen entstehenden Schaum mit einem Schaumlöffel abschöpfen. Die Suppe ist fertig, wenn der Rettich weich und glasig geworden ist. Wenn man das Hähnchenfleisch gerne richtig mürbe haben will, kann man den Rettich auch etwas später hinzufügen und/oder einen Dampftopf benutzen.

Ins Getümmel!

Nach den erfolgreich abgeschlossenen [Datenjournalismus-Projekten](http://www.datenjournal.de) in diesem Semester habe ich mir vorgenommen, im Wintersemester ein weiteres aktuelles Buzzword aufzugreifen und ein Projekt zum Thema *Prozessjournalismus* anzubieten.

Was ist Prozessjournalismus? Jeff Jarvis hat den Begriff vor ungefähr zwei Jahren [in die Diskussion gebracht](http://www.buzzmachine.com/2009/06/07/processjournalism/), aber die zugrundeliegende Idee ist weit älter. Das Internet unterläuft eines der Paradigmen des klassischen Journalismus: den Primat des einzelnen Beitrags, der einen wohlgesetzten Ort innerhalb eines journalistischen Produktes hat und einen in sich geschlossenen Spannungsbogen aufweist.

Zunächst reißt das Internet den einzelnen journalistischen Beitrag aus seinem Produktzusammenhang und entlässt ihn ganz auf sich gestellt der großen bösen Welt darwinistischer Suchmaschinen. Dort, und im etwas humaneren Gefüge internetgestützter Diskussionen und Empfehlungsprozeduren wird er in neue, ständig wechselnde Kontexte gestellt. Er wird neben die Beiträge anderer, konkurrierender Medien gehalten, er wird analysiert, verglichen und bewertet.

Diese Re-Kontextualisierung findet auch in zeitlicher Hinsicht statt: der einzelne Beitrag ist nicht mehr einfach ein abgeschlossenes mediales Statement aus berufenem Munde, er erweist sich als Antwort auf frühere Beiträge, als Fortsetzung eines Diskurses, als ein kleiner, fragmentarischer Strang in einem Geflecht aufeinander bezogener Äußerungen und Stimmen, das mit unserem betrachteten Beitrag natürlich nicht endet, sondern an dessen Fortsetzung, während wir den Beitrag lesen, hören oder sehen, schon gearbeitet wird.

Dies alles ist natürlich auch früher schon der Fall gewesen, aber das Internet macht es gnadenlos sichtbar, es hebt das einzelne Werkstück von seinem Sockel und wirft es auf den Marktplatz, wo es sich gegen Seinesgleichen behaupten muss, und der Rezipient darf sehen, wie er sich in dem Geschrei zurechtfindet.

Wer in dieses Chaos Ordnung bringen will, der tut, so Jarvis, gut daran, sich nicht mehr an der Geschlossenheit des journalistischen Produktes oder des einzelnen Beitrags festzuhalten, er sollte sich vielmehr [an der fokussierenden Kraft von *Themen*](http://www.buzzmachine.com/2008/09/30/the-building-block-of-journalism-is-no-longer-the-article/) orientieren. Themen sind der wahre Kern des Journalismus, mit der Themenfindung beginnt die Recherche, Themen schaffen und lenken Aufmerksamkeit, sie entwickeln, entfalten und wandeln sich in der Zeit.

Und genau hier muss nun eine neue Verantwortung der Journalisten liegen: den öffentlichen und medialen Diskurs entlang solcher Themen zu orchestrieren, einzelne Stimmen, die es verdienen, hervorzuheben, Zusammenhänge hörbar und sichtbar zu machen, die eigene Stimme dort (und nur dort) einzubringen, wo ein eigener Beitrag sinnvoll erscheint und einen Mehrwert erbringt.

Dieses Sich-Zurücknehmen, auf Andere eingehen, ihnen Raum gewähren, dabei Position beziehen, aber auch bereit sein, sich bei Bedarf zu korrigieren – diese aufmerksame Bescheidenheit ist bislang Sache des Journalismus kaum gewesen, und die Herausforderung künftiger Journalistengenerationen besteht darin, dieses Handwerk demütiger Gestaltung zu lernen und darin richtig gut zu werden – besser als andere, denn der Wettbewerb hört natürlich nicht auf und es geht ums Überleben.

Beispiele für einen Journalismus, der wirklich so funktioniert, gibt es bislang nicht viele. Die klassische Form der Presseschau liefert ein Vorbild. Eher noch kann man sich aber an dem mittlerweile mehr als zehn Jahre gewachsenen und gereiften Modell der Blogosphäre orientieren, wo die Miszelle zur eigenen Form erhoben wurde und Anknüpfung, Verlinkung und Dialog zum Prinzip. So sind es denn auch eher bloghafte journalistische Produkte, die als Beispiele für Prozessjournalismus herhalten müssen: die [Huffington Post](http://www.huffingtonpost.com) oder das von mir schon häufiger erwähnte [Talking Points Memo](http://talkingpointsmemo.com/). In Deutschland? Eher Fehlanzeige. (Gegenbeispiele sind willkommen!)

Das also sollen die Drittsemester des Studiengangs Online-Journalismus im Winter ausprobieren. Entlang einer Reihe von Themen sollen sie journalistische Artikel, Blogbeiträge, Videos und Tweets sammeln, auswählen, einordnen, und im Kontext präsentieren. Sie sollen eigene Beiträge produzieren und in den erarbeiteten Zusammenhang einflechten. Wir werden auf bestehende Werkzeuge wie das glorreich wieder auferstandene [Rivva](http://www.rivva.de) zurückgreifen. Wir werden mit verschiedenen Präsentationsformen experimentieren. Wir werden Tumblr-Blogs, Storify und Wikis einsetzen und herauszufinden versuchen, welche dieser Plattformen aus Sicht der Produktion und welche aus Sicht der Leser/Teilnehmer am besten funktionieren. Ich freue mich darauf.

iSweat

Leibesertüchtigung im 21. Jahrhundert:

* Motivation: [Habit Judo](http://itunes.apple.com/de/app/habit-judo/id435410527?mt=8)
* Übungen: [MyPersonalTrainer](http://itunes.apple.com/de/app/mypersonaltrainer/id334667184?mt=8)
* Unterhaltung: [TSF Jazz](http://www.tsfjazz.com/accueil.php) über [TuneIn Radio](http://itunes.apple.com/de/app/tunein-radio-pro/id319295332?mt=8)
* Erfolgskontrolle: [iBody](http://itunes.apple.com/de/app/ibody-der-fitnessmanager/id306402292?mt=8)

Im Januar 2002

Eigentlich hätte ich mir [dieses Fundstück](http://web.archive.org/web/20020806095016/http://www.clubvolt.de/oj/archives/) bis zum 10-jährigen Jubiläum aufheben sollen, aber dafür bin ich zu ungeduldig. Besonders schön finde ich den [Beitrag](http://web.archive.org/web/20020708194946/http://www.clubvolt.de/oj/archives/00000030.htm) zu einer – schon damals so wahrgenommen – endlosen Diskussion:

> **Archivierter Beitrag: Weblogs und Journalismus**

> Lorenz LorenzMeyer am 13. 01. 02, 10:58 AM CET

> Die Weblog-Szene diskutiert über das [Verhältnis zum Journalismus](http://web.archive.org/web/20020602045345/http://www.digitalien.org/sofa/sofablog/2002_01_06_sofablog_archiv.html#8511585). Birgit Kellner [fragt entnervt:](http://web.archive.org/web/20020427145028/http://campcatatonia.org/archives/archive-01062002-01122002.htm#507) “Kann man sich vielleicht darauf verständigen, dass Vergleiche zwischen Weblogs und Journalismus genauso sinnvoll oder sinnlos sind wie Vergleiche zwischen Fernsehen und Lesen, Telefonieren und E-Mailen, Sprechen und Schreiben, Gehen und Fahren?” – Naja, nicht ganz… So richtig vergleichbar sind die beiden Tätigkeiten wirklich nicht. Aber zu Birgit Kellners Relata würde mir eine Menge Sinnvolles einfallen.

> Die Tätigkeiten der Webloggerin und des Journalisten verhalten sich zueinander eher wie der Begriff des Rollerfahrens zum Begriff des Einkaufens: Der erste Begriff ist die zweckneutrale Beschreibung, in diesem Fall einer Fortbewegungsart, während der zweite eine Beschreibung ist, die einen Vorgang von ihrem Zweck her auffasst. Auch dieser Vorgang setzt im Normalfall eine Form der Fortbewegung voraus, aber der Begriff lässt offen, welche man wählt.

> Wir können durchaus sinnvoll fragen, ob der Roller ein geeignetes Fortbewegungsmittel auch für Einkäufe ist. Und genau so können wir darüber diskutieren, ob Weblogs ein geeignetes Vehikel für journalistische Inhalte sein können. Ich persönlich wüsste keinen guten Grund, warum dies nicht der Fall sein sollte.

> Natürlich sind nicht alle Weblogger Journalisten, und der Begriff des Journalismus wird sich – bei aller Dehnbarkeit, die ihm eigen ist – auch in absehbarer Zeit nicht so weit aufweichen, dass er alle ins Netz gestellten Tagebücher und Surfnotizen mit abdeckt. Aber wenn man sich anschaut, was zum Beispiel in den USA Journalisten wie [Andrew Sullivan](http://web.archive.org/web/20020721201319/http://andrewsullivan.com/), [Virginia Postrel](http://web.archive.org/web/20020604013801/http://www.dynamist.com/scene.html) oder J. D. Lasica mit ihren Logs machen – warum sollte das nicht zumindest Bestandteil ihrer journalistischen Arbeit sein? Sullivan, Postrel und Co. haben sogar ganz nebenbei mit ihren tipping points ein neues ‘Geschäftsmodell’ für den Online-Journalismus ausprobiert – Inhalt gegen Spenden.

> Die wahre Bedeutung der Weblog-Szene für den Journalismus ist jedoch eher eine indirekte. Nach den überblähten Vorstellungen und Hoffnungen, die die meisten Verlage während des dotcom-Booms gehegt haben, und mit denen viele in den letzten Monaten ihre Projekte an die Wand gefahren haben, illustrieren die Weblogs ein paar essentielle Punkte:

> 1. Online-Publishing kann auch ohne großen technischen und organisatorischen Aufwand betrieben werden.
2. Das Internet benötigt und entwickelt seine eigenen Formate.
3. Der rote Faden einer subjektiven Chronologie hilft, die Überfülle im Web vorhandener Inhalte verdaubar zu machen.
4. Geschwindigkeit und Direktheit sind Erfolgskriterien für das Publizieren im Netz.

> Die wichtigste Lehre aus den Weblogs aber ist: Die Qualität der Inhalte hängt von der Qualität ihrer Autoren ab. Nur in Freiheit, mit Intelligenz und Liebe kommen spannende Dinge zustande. Da nützen keine noch so hippen Marketing-Konzepte.

Hey, ich habe damals Weblogs als “Logs” abgekürzt…!!