A wie Archive

Wann immer über das Potenzial des öffentlich-rechtlichen Mediensystems im Internetzeitalter diskutiert wird, kommen auch die ungeheuren Schätze zur Sprache, die in den elektronischen Archiven der Anstalten lagern, und die man nunmehr der Allgemeinheit zugänglich machen sollte.

Die Intuition ist klar: Das hat der Gebührenzahler finanziert, das sollte ihm auch zur Verfügung stehen. Und mit dem Internet und anderen digitalen Übertragungswegen wird auch das Argument der begrenzten linearen Sendeplätze hinfällig: Wer etwas Altes sehen möchte, muss heute nicht mehr auf Wiederholungen warten.
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A wie Aufsichtsgremien

Die öffentlich-rechtlichen Medien in Deutschland sind eine komplexe Angelegenheit. Das gilt auch für ihre Rechenschaftspflicht und Steuerung. Öffentlich und doch staatsfern sollen sie sein. Das magische Wort heißt hier „Binnenpluralität“: Vielfalt (fast) ohne Wettbewerb. Und gewährleisten sollen dies regelmäßig tagende Aufsichtsräte (ARD-Rundfunkräte, ZDF-Fernsehrat, DLF-Hörfunkrat): Gremien, die aus einer breiten Auswahl relevanter gesellschaftlicher Gruppen besetzt werden.Continue reading →

B wie BBC Charter Review

Die BBC kämpft mal wieder um ihr Überleben. Das Spektakel, in dem hauptsächlich wirtschaftliberale Akteure mit ihren politischen Freunden (vor allem bei den Tories) versuchen, die wohl erfolgreichste Marke Großbritanniens vor allem durch massive finanzielle Einschnitte zu schwächen, ist der besonderen Verfasstheit des britischen Rundfunksystems geschuldet: Alle 10 Jahre steht die Royal Charter, die die BBC gesetzlich legitimiert und über ihre finanzielle Ausstattung entscheidet, erneut zur Diskussion. Das ist Segen und Fluch zugleich: Zum einen sorgt es dafür, dass sich – anders als in Deutschland – bei der BBC nie diese selbstgefällige Saturiertheit verfassungsmäßig garantierter Institutionen einstellt. Zum anderen unterliegt damit die BBC immer wieder dem auch politisch motivierten Zugriff externer Akteure, ohne viel mehr dagegen mobilisieren zu können als die Sympathie ihres Publikums. Continue reading →

Merlin, Revisited

Half a year after my memento for Daevid Allen, founder of Gong, it’s time for a little follow-up about that enchanting figure whom I take to be one of the proper re-incarnations of legendary Merlin, the shapeshifter:

When Q and I went to Mallorca for an Easter holiday two years ago, we also went to the estate of the poet Robert Ranke-Graves in Deya, now a museum. We were the only visitors. On the premises, we were most cordially greeted by a distinguished gentleman who turned out to be William Graves, Robert’s son:

Ranke-Graves_small

William kindly offered to show us around. I asked him about his father being a gravitational centre for the hippie movement during the late 60s and 70s, many of those people coming to and actually staying and living in Deya. He frowned and replied, “Oh yes, that was actually a bit too much for us sometimes…”.

It was mostly Ranke-Graves’ book The White Goddess, the ‘Historical Grammar of Poetic Myth’, that inadvertently made him a guru of the scene. Among the first (and probably most influential) guests were Daevid Allen and Gilli Smyth, of Gong fame, who first came to Deya in the year of 1968, after they had participated in the May ’68 uprisings in Paris.

Even though Daevid Allen – in best pacifist hippie style – is said to have handed out teddy bears to the police in Paris, they’d been branded ‘cultural agitators’ by the authorities and had to leave France in a hurry. They came to Deya and were not allowed back into France until 1971, when they started to establish Gong and its plentiful derivatives as a cornerstone of french (and british) counterculture, a kind-of-success story that lasted, on and off, until Allen’s death this year.

Here are two examples of Allen’s (and Smyth’s) spectacular work from that early time, both recorded in France before they left for Mallorca. First, Allen solo with his guitar(s):

And here is proto-Gong, featuring Gilli Smyth, recorded on April 21st, 1968:

A wie Auftrag

Der sogenannte Funktionsauftrag, den die Juristen den Öffentlich-Rechtlichen in Deutschland zuweisen, ist ein ziemlich hölzernes theoretisches Konstrukt, das sich aber intuitiv immer wieder an einem Trio von Funktionen orientiert, das bereits BBC-Gründer Sir John Reith seiner Anstalt in den Anfangsjahren als Mission Statement mit auf den Weg gegeben hat: Information, Bildung und Unterhaltung. Als Philosoph weiß ich: Es ist nie verkehrt, seine Überlegungen auf solche starken, definierenden Intuitionen zu stützen. Sie sind meist stärker als Definitionen oder Paragraphen.

Angesichts des Medienwandels stellt sich bei unserem Trio (Information, Bildung, Unterhaltung) aber nicht nur die Frage nach seiner zeitgemäßen Ausgestaltung, sondern darüber hinaus auch die Frage, ob die Beschränkung auf diese drei Begriffe der aktuellen Situation wirklich gerecht wird.
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Investigativer Journalismus

Journalismus in den öffentlich-rechtlichen Medien muss sowohl stabil unabhängig als auch personell und finanziell hervorragend ausgestattet sein, denn seine Aufgabe ist es, sowohl der mittlerweile überwältigenden professionellen Kommunikationsmacht großer, internationaler Konzerne entgegenzutreten, als auch der strukturellen Intransparenz staatlicher Institutionen.

Ein aktuelles Beispiel für ersteres sind die erfolgreichen Vertuschungsversuche der US-amerikanischen chemischen Industrie über die massive Schädlichkeit der Stoffgruppe PFOA oder C8, die in Produkten wie Teflon oder Gore-Tex mittlerweile in praktisch allen Haushalten verbreitet ist. Für den zweiten Fall muss man nur an die von Edward Snowden bekannt gemachten Geheimdienstaffären erinnern.

Besonders dramatisch wird es bei Prozessen wie den Verhandlungen um die großen sogenannten Freihandelsabkommen TPP und TTIP, bei denen Verhandlungsparteien von beiden Seiten, sowohl die Lobbyistengruppen der internationalen Wirtschaft, als auch die involvierten nationalen Akteure fundamental antidemokratische Weichenstellungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandeln.
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