Zur Zeit treibt mich die Frage nach der öffentlichen Rolle und Aufgabe von Intellektuellen um. Nachdem ich den größten Teil von Tony Judts Essay- und Porträt-Sammlung “Reappraisals” (auf dem iPad!) gelesen habe, bin ich jetzt bei George Scialabba gelandet: “What Are Intellectuals Good For?”. Das Buch war vor gut einem Jahr Gegenstand eines Seminars in einem meiner Lieblingsblogs (Crooked Timber). Scialabba wiederum erwähnt in seiner Einleitung Noam Chomsky als einen der kompromisslosesten Vertreter einer neuen, geradezu technokratischen intellektuellen Gesellschaftskritik. Er verweist auf einen Aufsatz von 1976 mit dem Titel “Equality: Language Development, Human Intelligence, and Social Organization”, und bezeichnet diesen als
“an exquisitely reasoned piece of moral theory, disentangling more confusions in twenty pages – about the relation of freedom to equality, for instance, or of endowment to desert – than many professional philosophers manage to think their way through in a lifetime.”
In der Tat ist das ein lesenswertes Dokument, das, gerade wenn man es im zeitgeschichtlichen Kontext der 70er Jahre sieht, durch seine schiere gedankliche Kraft und die nerdige Ungeduld beeindruckt, mit der Chomsky durch die Argumente jagt, und seine eher beiläufigen Diagnosen, wie diese:
“In a perfectly functioning capitalist democracy, with no illegitimate abuse of power, freedom will be in effect a kind of commodity; effectively, a person will have as much of it as he can buy.”
(Den wunderschönen Titel dieses kleinen Eintrags verdanke ich meinem Freund Ralf Stoecker, dessen Vorlesungsnotizen während unseres gemeinsamen Philosophiestudiums in den 80er Jahren eine Quelle steten Vergnügens waren.)