Was immer der Vorgang um die verschwundene Diekmann-Schelte des WamS-Kommentarchefs Alan Posener bei der Welt-Debatte auch bedeuten mag: fehlende Binnenpluralität im Hause Springer, mangelnde Souveränität im Umgang mit meinungsstarken Mitarbeitern, unzureichendes Verständnis der neuen Medienformate, mit denen man gerade herumspielt – um eines handelt es sich nicht: um Zensur. Denn Zensur ist etwas, das nur vom Staat, allerhöchstens noch von ähnlich umfassenden Mächten wie etwa der katholischen Kirche oder den staatstragenden Parteien in kommunistischen Regimen ausgeübt werden kann.
Wenn hingegen ein Verlag seine Redakteure und Autoren auf Linie einschwört, so spricht das vielleicht gegen sein liberales Profil, und es kann im Einzelfall, wie jetzt gerade, zum kleinen PR-Desaster ausarten. Aber Zensur sollte man es nicht gleich nennen.