In der Veranstaltung “Journalismus als Beruf” laden wir Alumni und andere Praktiker ein, den Erstsemestern in unserem Studiengang Onlinejournalismus einen Eindruck ihrer jeweiligen Arbeitswelten zu geben. Heute hat uns [Caro Lobig](https://www.facebook.com/CaroLobig) einen sehr klugen und erfahrungssatten Vortrag gehalten. Nach ihrem Bachelorabschluss vor drei Jahren hat Caro mit einer spektakulären [Undercover-Recherche bei Zalando in Erfurt](http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/undercover-reporterin-lobig-die-zalando-mitarbeiter-sind-skeptisch/9826668.html) ihre Karriere als TV-Reporterin begonnen. (Der Prozess des Unternehmens gegen RTL dauert immer noch an.) Seither arbeitet sie für das Team Wallraff und verschiedene andere Formate, zunächst fest angestellt bei RTL, mittlerweile mit einer [eigenen Produktionsfirma](https://www.facebook.com/catamaranfilms/).
In Caro Lobigs Vortrag ging es um zunächst um zwei Themen: Erstens um den *Vorwurf der Naivität*, dem sie sich immer wieder dann ausgesetzt sah, wenn sie die scheinbar unmöglichen Ziele verfolgte: überhaupt erst einmal Journalistin zu werden; dann auch noch investigativ arbeiten, mit Undercover-Methoden soziale Missstände aufdecken zu wollen. Und zweitens um die *Rolle von Vorbildern und Mentoren*, wie zum Beispiel Günter Wallraff, der sich als erstaunlich zugänglich erwies, als die junge Kollegin auf ihn zukam und ihn um Rat und Unterstützung bat.
Naiv und jung, das kann man laut Caro Lobig auch positiv wenden, denn beides kann heißen, mutig neue und frische Herangehensweisen zu erproben. Solange man von guten Themen und einer klaren Zielvorstellung geleitet wird, muss man sich den Weg nicht von eigenen Ängsten oder den üblichen journalistischen Bestandswahrern und Bedenkenträgern verstellen lassen. Man lernt sein Handwerk, von Thema und Mitteilungswunsch getrieben. Und dabei helfen einem dann manche alten Häsinnen und Hasen gerne, wenn man nur unbefangen auf sie zugeht.
Günter Wallraff übrigens, die graue Eminenz im Hintergrund nicht nur von Caro Lobigs spannendem Vortrag, hat ebenfalls früh angefangen. Im Alter von 21 Jahren stellte er sich 1963 für seine legendären Industriereportagen zum ersten Mal undercover ans Fließband – mehr als fünzig Jahre vor Caro Lobigs Zalando-Abenteuer. Es tut gut zu wissen, dass diese Tradition am Leben bleibt.