Bei dem “wilden Herzog von Orléans”, von dessen rüpelhaftem Verkehrsverhalten im vorrevolutionären Paris im vorigen Beitrag berichtet wird, handelt es sich vermutlich um Louis Philippe II., der den Titel allerdings erst 1785 von seinem Vater Louis Philippe I. de Bourbon geerbt hat. Aber im Gegensatz zum Vater war der Jüngere 1784 im richtigen Lebensalter für wilde Kutschenfahrten, und er war für seinen ausschweifenden Lebensstil bekannt.
Gleichwohl stand er damals in Opposition zum Hof von Versailles und war wohl in breiten Kreisen sehr beliebt – seine Freunde hätten ihn gern als den nächsten König von Frankreich gesehen. Da kam natürlich die Revolution dazwischen – die er zunächst durchaus begrüßte – , und nach anfänglichem Engagement als adeliger Repräsentant in der Ständeversammlung von 1789 landete er in den ersten Monaten der Terrorherrschaft am 6. November 1793 auf der Guillotine.
Als Sekretär (und Freund) unterstützte ihn übrigens ab 1788 kein Geringerer als der Schriftsteller Pierre Choderlos de Laclos, dessen großartiger Briefroman “Les Liasons Dangereuses” im Jahr 1782 erschienen war. Auch wenn es dem wilden Duc versagt blieb, König von Frankreich zu werden, gelang dies ein paar Jahre später seinem Sohn, der im Jahre 1830 unter dem Namen Louis Philippe I. als letzter König von Frankreich (der “Bürgerkönig”) den Thron bestieg.