Eine der Tücken linearer Vollprogramme ist, dass man immer die falschen Sendungen dargeboten bekommt. Die Wahrscheinlichkeit, zu einem bestimmten Zeitpunkt einzuschalten und auf genau das Programm zu stoßen, das man gerade braucht, ist praktisch gleich null. Dies Problem hat sich durch die Vervielfältigung der Programmlandschaft mit Dutzenden von kommerziellen Sendern und Spartenkanälen nur verschärft, zumal manche Sender sich die Unsitte der Parallelprogrammierung angewöhnt haben: Talkshow gegen Talkshow, Reality Soap gegen Reality Soap.
Wie finde ich die Sendungen, die mich wirklich interessieren und zufrieden stellen? Klassische Programmzeitschriften (und ihre elektronischen Ableger) sind zu wenig auf individuelle Bedürfnisse abstimmbar und bieten deshalb – besonders für Nischengeschmäcker – keine Abhilfe.
Zur Linderung dieses Missstandes, und um auf eine Zeit vorzubereiten, in der sich das Problem durch vorwiegend nicht-lineare Darbietungsformen (Mediatheken, Archive) nochmal drastisch verschärfen wird, könnten die Öffentlich-Rechtlichen eine Art personalisierten Programmführer ins Netz stellen. Dort würden die Nutzer durch einen Fragenkatalog geführt, der wichtige demographische Daten (Alter, Geschlecht, Wohnort) und Lebensaspekte (Beruf, Hobbies, Vorlieben) abfragt und daraus jeweils Programmempfehlungen ableitet. Diese könnten sowohl langfristig (wiederkehrende Sendeformate und -plätze) als auch aktuell ausgelegt sein.
Ich würde beispielsweise auf wichtige regionale und lokale Informationsformate meines Wohnorts Berlin und meines Arbeitsortes Darmstadt aufmerksam gemacht werden, auf überregionale politische Magazinsendungen, auf Musikformate im klassischen und elektronischen Bereich, auf Dokumentarfilme über Globalisierungsthemen oder China, und auf Spielfilme aus dem Festivalrepertoire abseits der Hollywood-Blockbuster.
So könnte mir auch verdeutlicht werden, dass meine 18 Euro Rundfunkabgabe gut angelegtes Geld sind.