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In den letzten Monaten habe ich mich den Leidenschaften eines kleinen Jungen hingegeben und hemmungslos technisches Gerät angeschafft.

Ein neues Auto musste her, das alte, mein geliebtes Chinesentaxi, ein 91er VW Jetta, vor sechs Jahren für 300 Euro erstanden, hätte nicht mehr zu rechtfertigende Investitionen erfordert. Abwrackprämie sei Dank, ein kleiner schwarzer Polo leistet mir jetzt treuen Dienst, ein Jahreswagen mit allerlei Sonderausstattungen, die ich schon schätzen gelernt habe (Klimaanlage! Tempomat! Sitzheizung!). Leider ist der Dreizylinder-Diesel ein wenig laut und unkultiviert, und dabei nicht einmal extrem sparsam, aber damit kann ich leben. Die Pendelei zwischen Frankfurt und Dieburg ist jedenfalls ein ganzes Stück bequemer geworden, vor allem Dank des Tempomats, den ich als überraschend menschenfreundliche Technologie erlebe.

Der nächste Schritt waren zwei neue Kameras, eine Point ‘n’ Click Canon Ixus 80 IS, die meine eher dürftigen Fototalente nicht überfordert und jederzeit zur Hand ist, und eine kaum größere Videokamera, eine HD-fähige Kodak Zi8, ein kleines Wunderwerk unaufdringlicher Kleintechnik, das gegenüber dem Rivalen Flip den gewaltigen Vorteil eines externen Mikrofoneingangs aufweist.

160 Euro sind wenig Geld für so ein Spielzeug, aber die Folgekosten waren größer. Denn an eine Bearbeitung der Videos auf meinem Medion Netbook war nicht zu denken – nicht immer gilt der Schumacher’sche Slogan “Small is beautiful”.

Also hab ich meinen inzwischen Jahrzehnte alten Widerstand gegen die prätentiöseste Marke der Welt aufgegeben und mir ein elegantes, schnelles Apple Macbook Pro angeschafft. Und weil die Kreditkarte grad so locker saß, gleich noch ein iPhone mit T-Mobile-Vertrag als Dreingabe.

Was soll ich sagen? Das iPhone ist für mich das genialste Stück technische Innovation seit der Entwicklung von Unix und Internet vor 40 Jahren. Es ist nützlich, sinnlich, verspielt, und macht abhängig. Es ist gewissermaßen der inverse Kulminationspunkt jener gewaltigen Kommunikationsinfrastrukturen, die in den letzten Jahren geschaffen worden sind (Internet, Mobiltelefonie/UMTS, GPS).

Aber es ist auch ein Schatz in den absolut falschen Händen, wie man an den Diskussionen um Apples Appstore sehen kann.

Ich bin kein Anhänger des allgemeinen Google-Bashings. Trotz der mittlerweile angehäuften Informationsmacht sehe ich die Google-Kultur immer noch wesentlich als fruchtbaren Boden für eine allgemeine, vernetzte Innovationskultur. Irgendwann wird man Google enteignen müssen, aber erstmal sollte man diese Leute machen lassen, sie folgen der richtigen Vision freier Informationsflüsse. Sollen sie damit doch ein paar Dollar verdienen.

Apple hingegen gehört für mich seit je zum Evil Empire, zu den Mächten, die nicht nur dominieren, sondern auch alles kontrollieren wollen, was sie anfassen. Apples Alleinstellungsmerkmal ist der schöne Schein, und die Marke hat damit von Anbeginn etwas zutiefst Unehrliches. Von einem “Karma Leak” haben die Kritiker anlässlich Apples miesem Umgang mit den Entwicklern von iPhone Apps gesprochen. In meinen Augen war Apple immer schon ein Karma-Parasit. Es wird Zeit, dass die Aficionados das merken.

Ach ja, das MacBook Pro… Ein schönes Stück Hardware, schnell genug für meine Videos. Ich bin auch froh, jetzt Software wie DevonThink oder Scrivener nutzen zu können. Ansonsten sehe ich weit weniger Vorzüge gegenüber meiner alten WindowsXP-Umgebung, als ich aufgrund der hymnischen Ankündigungen der Apfel-Apologeten erwartet hätte. Okay und ganz nett. Nicht mehr.

PS: Genau, die habe ich vergessen… Eine Sony PS II, um genau zu sein, yesteryear’s gaming wonder. Nach einem Artikel bei Spon über die Wohlfeilheit der alten Konsolen und der dazugehörigen Spieleklassiker habe ich irgendwann bei eBay zugeschlagen. Musste erstmal den Controller des Gebrauchtgeräts durch ein weniger von Daumenschweiß blankpoliertes neues Exemplar eintauschen. Mittlerweile kann ich aus (geringer) eigener Erfahrung, vor allem aber dank der virtuosen Fähigkeiten meines Neffen und Mitbewohners Jonas verständnisvoll nicken, wenn meine Studenten von GTA San Andreas oder von Shadow of the Colossus schwärmen.

1 Comment

  1. Na, da kommt tatsächlich bei mir so etwas wie materielle Sehnsucht auf … weniger in Blick auf dieses Appledings, das reizt mich auch nicht so, aber einfach auf diese kleine Spielzeugphalanx, die du dir gegönnt hast. Was mich noch reizen würde, wäre noch ein WII mit Beamer …

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