So werde ich denn wahrscheinlich doch noch einmal zu meiner intellektuellen Grundschule, zur Philosophie, zurückkehren. Als kleines Bestandteil in einem großen Getriebe, das sich mit dem Begriff der Menschenwürde beschäftigt – vorausgesetzt, die Mächte des deutschen Wissenschaftsbetriebs sind uns hinreichend wohlgesonnen.
Dabei bleib ich auch meinem gegenwärtigen Arbeitsschwerpunkt treu, denn das Thema des kleinen Rädchens, an dem ich mitdrehen werde, heißt Menschenwürde im Internet. Das ist schon beim ersten Hinschauen ein spannendes Ding mit vielen Facetten, vor allem im Hinblick auf virtuelle Welten: Was darf man einem Avatar antun, was nicht? Wieviel Unterschied macht es, ob sich hinter dem Avatar eine reale Person verbirgt oder ein Robot? Wieweit dürfen wir in einem Spiel außer Kraft setzen, was in der Realität gilt? Was gilt als Spiel, wann wird das Spiel zur Realität? Gibt es ein Recht auf das Spiel mit der Identität? Ist Menschenwürde etwas, das angesichts der vielfältigen Möglichkeiten des Internet eines besonderen Schutzes bedarf?
Schon der Begriff der Menschenwürde selbst gibt natürlich Anlass zum Stolpern. Riecht er nicht nach Speziesismus? (Das ist eine höhere Abstraktionsstufe des Rassismus: Warum sollte den Menschen etwas eigen sein, das anderen Lebewesen vorenthalten bleibt?) So verordne ich mir selbst, zunächst einmal ganz ernsthaft über den Begriff der Hühnerwürde nachzudenken – ohne damit gleich zum Anhänger von PETA zu werden.
Warum Hühner?
Sie haben doch sicher schon mal eine Hühnerfarm gesehen.
Natürlich, aber auch Schweinetransporte, Hundezucht, Zirkusdressur, Gänsemast, Kälberwurst im Eigendarm und Fischtanks… Warum da ausgerechnet Hühner?
Ich denke mal, das ein Huhn (ohne das ich das in irgendeiner Weise verteidigen will!) wenigstens im Begrenzten Rahmen des Käfigs (OK, der Schuhschachtel) Huhn sein kann, um in der Nahrungskette Platz zu nehmen. Das ist zwar eine etwas vereinfachte Sicht, aber so ist nun einfach der Gang der Dinge. Jedoch ist es aus meiner Sicht wesentlich erniedrigender und würdeloser z.B. Tiere solange zu züchten, bis sie nicht mehr eigenständig lebensfähig sind und diesen dann das Leben abzusprechen und sie nur als Modeschmuck zu behandeln.
Schauen Sie, Bela, wenn ich mir all das zu eigen machen würde, käme ich ja gar nicht mehr zum Nachdenken. Mir reicht EIN Beispiel.
Das Thema hört sich spannend an. Das mit der Würde im Internet jetzt, nicht das mit den Hühnern.