Vor vielen Jahren traf ich in Berlin beim Kampfsport einen jungen Norweger, eine eindrucksvolle, freundliche und gleichzeitig in ihrer Energie irgendwie bedrohliche, eben sehr kämpferische Erscheinung – einen Wikinger. Dieser Mann erzählte voller Stolz, dass er aus einer Gegend in Norwegen stamme, die sich über die Jahrhunderte erfolgreich der Christianisierung widersetzt habe.
Ohne jede New-Age-Sentimentalität oder tümelnde Neigung zu neoheidnischem Aberglauben, sprach aus seinen Worten einfach der Stolz, sich diesem ganzen Nonsense nie unterworfen zu haben.
Jetzt, wo ich mich gerade mit der Geschichte Palästinas und der Entstehung der monotheistischen Religionen beschäftige, flutet mich Sympathie und Respekt für seine Haltung an, und so etwas wie Neid. Der individuelle Agnostizismus oder Atheismus ist sicher eine beachtenswerte charakterliche und mentale Leistung. Wie anders muss sich das aber erst anfühlen, wenn man sich dabei auf eine viele Generationen währende Tradition und Kultur des Widerstands und der gedanklichen Unabhängigkeit stützen kann.